Mathias Wagner
Das Werk Selbstbildnis (1930) von Curt Querner
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
1930 beendete Curt Querner sein Studium an der Dresdner Akademie und suchte sein Auskommen als freier Künstler. Doch in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise war die Lage der Künstlerschaft katastrophal. Hinzu kam das Unbehagen an den politischen und sozialen Verhältnissen. Querner trat in die KPD ein. Aber er war kein Agitator. Er wollte gute Bilder malen und authentisch sein unmittelbares Lebensumfeld schildern. Er habe sich entschieden, schrieb er 1930 an seine spätere Frau, „als einfacher gerader Kerl durchs Leben zu gehen, ein Gegner dieser Gesellschaft zu sein, sie ablehnen, umformen, eine Malerei mit einfachen Mitteln aufbauen – den Weg habe ich gewählt.“ Das frühe Selbstporträt entspricht dieser Lebensmaxime. Skeptisch blickt der Maler. Aller Ausdruck, alle bildnerische Energie ist in den markant ausgeprägten Gesichtszügen konzentriert. Vor heiterem Grund wirkt der Blick herausfordernd. Besonders das linke Auge nimmt uns in Visier. Vieles erinnert beim jungen Querner an den frühen Verismus von Dix, dessen Malsaal er als Student besuchte – der schonungslose Realismus, aber auch die Haltung des Künstlers als unbestechlicher Beobachter der Welt. „Meine größte Mühe war es immer“, resümierte Querner 1937, „die Dinge scharf zu sehen und mich nicht von Illusionen täuschen zu lassen“.
Quelle: Mathias Wagner: Curt Querner, Selbstbildnis (1930). In: Ulrich Bischoff (Hrsg.): Galerie Neue Meister Dresden, Band I, Köln 2010, S. 449.