Kathleen Schröter
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
Hubertus Giebe ist vor allem durch seine großformatigen, vielfigurigen Gemälde bekannt, auf denen sich in expressiver Malweise Schaufensterpuppen, Engel, Zwerge, Aktfiguren und andere Gestalten drängen. Doch der Künstler hat auch zahlreiche Porträts geschaffen. Schon zu Beginn seines Kunststudiums in Dresden 1974 fertigte er Studien vor den Bildnissen der Gemäldegalerie Alte Meister und von Menschen in Cafés. Zunehmend malte er auch Freunde, Bekannte und immer wieder seine Frau. In diesem kleinen Gemälde sehen wir formatfüllend einen nicht weiter benannten Mann. Trotz der hängenden Schultern und den im Schoß gefalteten Händen wirkt er nicht schwach, sein Gesichtsausdruck und sein Blick sind jedoch nur schwer zu deuten. Die gedämpfte Farbigkeit entspricht seinem Alter, wenngleich der Künstler hier schon mit der für ihn so wichtigen Farbe Rot deutliche Akzente setzt. Spätere Porträts von Hubertus Giebe sind wie das in Anlehnung an ein Porträt von Otto Dix ganz in Rot getauchte Bildnis von „Anja Moll“ häufig in neusachlicher Manier gefertigt. Auch in zahlreichen Graphiken hat sich der Künstler – neben literarischen Vorlagen wie der Blechtrommel von Günter Grass– immer wieder mit dem menschlichen Gesicht auseinandergesetzt.
Quelle: Kathleen Schröter: Hubertus Giebe: Alter Mann (1979). In: Ulrich Bischoff (Hrsg.): Galerie Neue Meister Dresden, Band I, Köln 2010, S. 572.