Einführungstexte

Pressedossiers

Literatur

Bilddossiers

Bilddossierzeithistorisches DokumentReprintKurze Bildbesprechung

Konrad Knebel, Fabrik im Nebel (1971)

© VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Geb. am 24.2.1932 in Leipzig als Sohn eines Musikers, seit 1943 im Erzgebirge. 1951 Abitur, anschließend bis 1957 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Kurt Robbel, Arno Mohr, Bert Heller, Hans Mau. Lebt in Berlin.

Knebel hatte sein KardinaIthema 1958 gefunden und seitdem immer wieder variiert: stille Berliner Vorstadtstraßen, kleine erzgebirgische und thüringische Industriestädte mit ihren Schächten und Fabrikstraßen, in denen vereinzelt Menschen auftauchen oder Menschengruppen, die ihren Arbeitsstätten zustreben. Diese Landschaften sind nicht idyllisch, unberührt, sondern vom Menschen umgeschaffene Natur. Sie sind aber auf eine versachlicht-poetische, auch schwermütige Weise von atmosphärischen Stimmungen erfüllt. Oft liegen sie im Schein des Abends oder im dämmrigen Frühlicht. Die „Fabrik im Erzgebirge“ ist ein charakteristisches Beispiel für diese künstlerische Haltung Knebels. Das Festgefügte der Architekturformen beiderseits der regenglänzenden Straße steht im ausgewogenen Verhältnis zum feinen Linienspiel des kahlen schwärzlichen Baumgeästes und der bewaldeten Bergrücken im Hintergrund, die in gedämpftem Braunviolett erscheinen. Die Farbgebung, meist pastellartig matt oder manchmal lasierend, ist in den Tonnuancen subtil abgestuft. Die Farben sind meist gebrochen, wirken verhalten. Das Grünblau und Weiß der Straße ist wie mit Wasserfarben hingetuscht, was die herbstliche Regenstimmung betont. Sparsamsten Farbauftrag bemerkt man auch im Weiß der schlichten Häuserwände. Im Vordergrund hat der Künstler stellenweise sogar ganz auf den Farbauftrag verzichtet, so daß allein die weiße Grundierung wirkt und die Struktur der Malleinwand sichtbar wird. Das alles klingt harmonisch zusammen mit dem Grau und Ocker des Fabrikgemäuers und dem aufgehellten Rosabraun des aufragenden Schornsteines. Der Maler, der nach vor der Natur gemachten Skizzen und Farbstudien („Arbeitsnotizen“) arbeitet, hat hier die schlichte und herbe Schönheit des unbeachteten Alltäglichen in seiner Wesenhaftigkeit für den Betrachter durch ausgewogenes Formgefüge und Farbharmonien erlebbar werden lassen. Er hat die Dinge so malen können, weil er sie mit den Augen jener sieht, denen sie vertraut sind. Obzwar man auf der Straße nur einen Passanten mit Regenschirm bemerkt, scheint doch der Mensch im Bilde überall gegenwärtig zu sein.

Quelle: Henry Schumann: Konrad Knebel, Fabrik im Nebel (1971). In: Malerei der DDR. Kataloge der Gemäldegalerie, Heft 5, hrsg. v. Museum der bildenden Künste. Leipzig 1977, S. 60.

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)