Kathleen Schröter
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
Das Gesamtwerk von Max Uhlig nimmt eine Einzelposition im künstlerischen Erbe der DDR ein. Seine eigenständige und unverwechselbare Ausdrucksform entwickelte er beharrlich gegen äußere Widerstände und jenseits der offiziell geforderten Kunstpolitik. Ende der 1950er Jahre widmete er sich als Schüler bei Hans Theo Richter und Max Schwimmer an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste zunächst der Grafik. In den 1970er Jahren entdeckte er die Malerei. Grundlegendes Element bleibt jedoch auch hier die Linie, die aber nicht zur Begrenzung einer Fläche dient, sondern in ihrer Vervielfältigung netzartige Strukturen zu offenen Formgebilden wachsen lässt. Auch wenn die Bilder zunächst wie „Seelenlandschaften“ erscheinen, haben sie – im Unterschied zu den ganz mit Farbspuren überzogenen Bildern eines Jackson Pollock – immer einen in der Wirklichkeit vorgefundenen Gegenstand zur Grundlage, dessen Äußeres sich noch erahnen lässt. Dies gilt für die nie ganz die Physiognomien verbergenden Porträts genauso wie für die Landschaftsdarstellungen. Zudem entstehen die Gemälde immer in direkter Anschauung vor dem Motiv: im Sommer in der Natur von Mecklenburg, im Erzgebirge, auf Rügen oder Usedom, am Meer und später dann auch in Südfrankreich, im Winter bei Porträtsitzungen im Atelier. Im Schaffensprozess erfasst der Künstler elementare Strukturen seines Motivs, findet spannungsreiche, rhythmische Bezüge und transformiert dieses Seherlebnis, diese Impulse in einem energiegeladenen Malakt in dichte Linienbündel. So entstand in Mecklenburg auch der in farbigen und kontrastreichen Pinselstrichen ausgeführte ‚Herbstliche Hügel‘ auf einem ausladenden Querformat. Durch die kraftvolle Umsetzung erscheint die Landschaft voller Bewegung und Lebendigkeit.
Die Stellung des Dresdner Künstlers spiegelt sich in Ankäufen und Ausstellungen: Bereits 1965 kaufte das Kupferstich-Kabinett eine Lithographie des damals 28jährigen, 1978 widmete es Max Uhlig eine Einzelausstellung. Im gleichen Jahr erwarb die Galerie Neue Meister das erste Gemälde. Zunehmend folgten auch Ausstellungsbeteiligungen und Preisauszeichnungen im westlichen Ausland, 1993 fand schließlich die erste Retrospektive in Dresden statt.
Quelle: Kathleen Schröter: Max Uhlig, Herbstlicher Hügel (1977). In: Ulrich Bischoff (Hrsg.): Galerie Neue Meister Dresden, Band I, Köln 2010, S. 504.