Jörg Sperling
Größenanspruch und Motiv zeigen an, daß es sich um ein Auftragswerk handeln
müßte. Ein Bild-im-Bild-Prinzip betont die Gesten der beiden mittleren Frauen. Diese
bilden mit jeweils einer Assistenzfigur eine Reihung. Ein zweiter Schwerpunkt liegt
im Vordergrund: ein frontal sitzender Mann macht Aufzeichnungen und vermittelt
zum Betrachter. Der zeittypische Malstil zeigt fahle Farbigkeit im Vermischen
impressiver und expressiver Elemente. Dünnflüssig überzieht er die Fläche in Beige
und Ocker, besitzt jedoch nicht die Leichtigkeit, die er vorgibt. Die Komposition wirkt
wie vergrößert, weil die Fläche wenig durchgearbeitet wurde, sondern aufgefüllt
erscheint. Pathetisch vorgeführte Typenporträts zeigen sich uns, kaum Charaktere,
die zum sozialistischen Brigadevorbild erstarren. Noch die Laborgefäße oben im
Regal bieten mehr Kontraste als die Gesichter. Läßt sich dahinter Absicht vermuten?
Wenn ja, so ist sie offensichtlich mißlungen.
Zitierempfehlung: Jörg Sperling: Bilddossier zu "Forschungslabor im Textilkombinat Cottbus" (1971) von Dieter Dressler, Juli 2012. In: Kunst in der DDR, URL: <https://bildatlas-ddr-kunst.de/knowledge/338>