Simone Fleischer
Nach Kriegsende war seine zerstörte Heimatstadt bestimmendes Thema für Wilhelm Rudolph. Unermüdlich hielt er in einem umfangreichen Bestand an Zeichnungen die Trümmerlandschaft fast dokumentarisch fest. Das Gemälde, Jahre später entstanden, widmet sich ebenfalls dem Thema der zerstörten Stadt. Die linke Seite des Bildes wird bestimmt von den aufragenden Ruinen der Frauenkirche, mit ihrer steinernen Kuppel einst Wahrzeichen der Stadt. Rechts davon werden die Überreste der Kirche mit dem fast unversehrten Rathausturm konfrontiert, davor ruinöse Gebäude, die auch am rechten Bildrand erscheinen. Zwischen den Trümmern erstreckt sich ein weites, Schutt übersätes Feld, das von einem breiten Weg durchschnitten wird. Der Aufbau hat bereits begonnen.
Rudolph war persönlich von dem Bombardement der Stadt betroffen und musste Schutz in Notunterkünften suchen. Sein Atelier und die Mehrzahl seiner Arbeiten verbrannten. Rudolph reagierte mit besessenem Zeichen; das Material dafür hat er noch aus seinem Atelier bergen können. Das vorliegende Gemälde fasst die Zerstörung nach den beinahe abstrahierend wirkenden Zeichnungen im auf Jahre hinaus feststehenden Mahnmal der Frauenkirche zusammen.
Quelle: Simone Fleischer: Wilhelm Rudolph, Das zerstörte Dresden (1952). In: Ulrich Bischoff (Hrsg.): Galerie Neue Meister Dresden, Band I, Köln 2010, S. 476.