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Lilian Groß

Strawalde (Jürgen Böttcher), Mutter mit Kind (1956)

© VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Es ist nicht nur die Darstellung einer Mutter, die uns in diesem Bild Strawaldes entgegenlächelt, sondern eine dunkelhäutige Maria mit ihrem Kind. Indizien für eine Madonna finden sich in den ikonografischen Symbolen wie der angeschnittenen Zitrone auf dem Tisch – einem Zeichen der schmerzerfüllten Liebe Marias –, dem Apfel in der Hand des Knaben als Symbol der Überwindung der Sünde sowie dem golden schimmernden Gewand des Kindes. Auch das weiße Kleid der Maria steht in einer ikonografischen Tradition. Jürgen Böttcher, der in Dresden bei Wilhelm Lachnit studierte, wirkte prägend auf seinen Freundes- und Kollegenkreis, zu denen u.a. A.R. Penck (Ralf Winkler), Peter Graf, Peter Herrmann und Peter Makolies gehörten. Betroffen von der Formalismusdebatte, wandte er sich 1955 dem Dokumentarfilm zu, Schwierigkeiten mit der Zensur der DDR blieben auch hier nicht aus. Seit 1991 gilt sein Augenmerk wieder der Malerei. In seinem Frühwerk „Mutter mit Kind“ greift Strawalde die kubistische Phase seines Vorbildes Picasso auf: ablesbar an der Körperhaltung der Mutter, ihren zylinderförmig gestalteten Armen und der Formgebung ihres Oberkörpers. Der pastose Farbauftrag beschwört – trotz perspektivischer Unausgereiftheit – ein friedliches Familienidyll.

Quelle: Lilian Groß: Strawalde (Jürgen Böttcher), Mutter mit Kind (1956). In: Ulrich Bischoff (Hrsg.): Galerie Neue Meister Dresden, Band I, Köln 2010, S. 535.

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