Jörg Sperling
Der Architekt ist offensichtlich an seinem Arbeitsplatz porträtiert worden und das
Fenster hinter ihm gibt wohl einen Blick auf die Fußgängerbrücke zur Cottbuser
Stadtpromenade frei. Es ist das Bildnis jenes Fachmannes, der Feder führend am
sozialistischen Vorzeigeboulevard zwischen "konsument"-Kaufhaus und Stadthalle,
welcher in den 1970er Jahren bewußt gegen die Altstadt gebaut wurde, mitgewirkt hat.
Der Maler versucht den repräsentativ ins Bild gesetzten Mann im aktiven Moment
vorzuführen. Die kräftigen, fast zu großen Hände - die das Zupacken symbolisieren
könnten - halten einen Stift und eine Zigarre. Wie auch der Gesichtsausdruck, deutet das auf die Anspannung des Nachdenkens hin, als einfache Art der Charakterisierung.
Vorbildicherweise geht der Mensch im Beruf auf. In der Malweise mischen sich
gemilderte impressive und expressive Elemente. Zwischen blauen, grauen und
braunen Tönen entsteht ein nicht unangenehmes Farbklima.
Zitierempfehlung: Jörg Sperling: Bilddossier zu "Architekt NPT Gerhard Guder" (1977) von Rudolf Graf, Juli 2012. In: Kunst in der DDR, URL: <https://bildatlas-ddr-kunst.de/knowledge/337>