Eugen Blume
Den Begriff "Pleinair" in den späten siebziger Jahren als Bezeichnung für ein künstlerisches Gruppenereignis in freier Landschaft zu verwenden, ist eine postmoderne Erfindung, die wohl nur in der DDR denkbar war. Das französische pleinair, "in freier Luft", hatte unter den gegebenen politischen Verhältnissen eine sich gegenseitig absichernde, doppelte Bedeutung. Zum einen beschrieb es gemeinsames Arbeiten in offener Landschaft, zum anderen verwies das Adjektiv frei auf eine mögliche künstlerische oder auch politische Alternative als Ziel dieser Symposien. Diese zweite, subversive Ausdeutung mag für die Künstlergruppe Clara Mosch, die den Namen Pleinair wiederbelebte, ausschlaggebend gewesen sein.
Dr. Eugen Blume studierte Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1981 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kupferstichkabinett und seit 1995 in der Neuen Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin.
Quelle: Eugen Blume: In freier Luft - Die Künstlergruppe Clara Mosch und ihre Pleinairs. In: Günter Feist, Eckhart Gillen, Beatrice Vierneisel (Hrsg.): Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990. Aufsätze, Berichte, Materialien. Berlin 1996, S. 728-741.