Thomas Schaarschmidt
Der Aufbau des Sozialismus spielte vor allem in den Anfangsjahren der DDR eine zentrale Rolle. Kunstwerke wurden in Auftrag gegeben, die die Entstehung des neuen Staates und die Fortschritte bei der Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft darstellen sollten.
Exemplarisch stehen hierfür die Bilder von Heinz Löffler „Aufbau der Stalinallee“ und Herman Bruse „Der neue Eigentümer“. Während das erste Bild die großen logistischen Leistungen eines solchen Vorhabens und die Erschaffung einer neuen Lebenswelt für die zukünftige sozialistische Gesellschaft aufzeigt, wird beim zweiten Bild suggeriert, dass in der neuen Gesellschaftsordnung des Arbeiter- und Bauernstaates nun die Arbeiter und Bauern das Sagen haben: Ihnen gehören jetzt die Produktionsmittel.
Das Werk Der neue Eigentümer (1951) von Hermann Bruse
De facto waren die Grundlagen für den Aufbau des Sozialismus schon vor der Staatsgründung in der Sowjetischen Besatzungszone geschaffen worden. Nachdem mit den Enteignungen von Großgrundbesitzern und Unternehmern nach 1945 überkommene Wirtschaftsstrukturen zerschlagen worden waren, begann 1947 der Übergang zu einer „volksdemokratischen“ Ordnung unter Führung der SED analog zur Entwicklung in den anderen ost- und ostmitteleuropäischen Staaten. Während die Umwandlung der SED zu einer marxistisch-leninistischen „Partei neuen Typs“ auf der I. Parteikonferenz im Januar 1949 abgeschlossen wurde, legte die sowjetische Besatzungsmacht den deutschen Kommunisten aber noch Zurückhaltung bei der Propagierung des Aufbaus des Sozialismus auf. Dieser schritt zwar unter Führung der SED nach der Staatsgründung zügig voran, konnte aber erst zur offiziellen Politik erhoben werden, als die letzten deutschlandpolitischen Initiativen Stalins mit den Noten vom Frühjahr 1952 gescheitert waren. Mit Zustimmung Moskaus verkündete Walter Ulbricht auf der II. Parteikonferenz der SED im Juli 1952 den „planmäßigen Aufbau des Sozialismus“, der viele der bereits begonnenen Maßnahmen (Kollektivierung der Landwirtschaft, Verdrängung des privaten Mittelstands, Kirchenkampf, Ausbau der Schwerindustrie zu Lasten der Konsumgüterversorgung) noch einmal forcierte. Mit dieser Politik brachte die Parteiführung nicht nur die eigene Bevölkerung gegen sich auf, sie alarmierte auch die neue sowjetische Führung, die nach Stalins Tod (5. Mai 1953) eine Destabilisierung der DDR befürchtete und die SED noch vor dem Aufstand am 17. Juni 1953 zwang, viele der auf der II. Parteikonferenz beschlossenen Maßnahmen wieder rückgängig zu machen. Nachdem die Propagierung des Aufbaus des Sozialismus vorübergehend eingefroren worden war, kehrte die SED nach dem IV. Parteitag (April 1954) schrittweise zu seiner praktischen Umsetzung zurück, die nach den Turbulenzen des Krisenjahrs 1956 auch wieder offensiv propagiert wurde. Der Umbau zu einer zentral gelenkten Planwirtschaft, die Kollektivierung der Landwirtschaft und die rigorose Durchsetzung des ideologischen Primats prägten seit den späten 1950er Jahren die Politik des sozialistischen Aufbaus.
Andreas Malycha: Die SED. Geschichte ihrer Stalinisierung 1946-1953. Paderborn 2000.
Klaus Schroeder: Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR. München 2000.
Hermann Weber: Geschichte der DDR. München, 5. Aufl. 2012.
Der Aufbau der „Grundlagen des Sozialismus“ in der DDR 1952/53. Hrsg.v. Falco Werkentin. Berlin 2002.
Rudolf Bergander, Vor der Demonstration (1956)
Hermann Bruse, Der neue Eigentümer (1951)
Walter Cordes, Die erste Furche für die Produktionsgenossenschaft (1952)
Willi Gericke, Nach einer Wettbewerbsbesprechung (1951)
Hans Grundig, Jugenddemonstration II (1951
Hedwig Holtz-Sommer, Stalinallee (1952)
Bernhard Kretzschmar, Eisenhüttenstadt (1955/1958)
Heinrich List, Triptychon „Bauer …“ Feld Stahlwerker und Soldat (1956)
Hans Mroczinski, Übergabe des Parteidokuments (1953)
Otto Nagel, Junger Maurer (Maurerlehrling Wolfgang Plath) (1953)
Karl Papesch, Wir siegen mit dem Plan (1957)
Reinhold Rossig, Der Erbauer des Sozialismus (1955/57)
Fritz Weißenborn, Produktionsbesprechung (1952)
Unbekannt, Bauarbeiten an der Stalinallee (ohne Jahr)
Hans Grundig, Jugenddemonstration (1951)
Bernhard Kretzschmar, Eisenhüttenstadt (1955/1959)
Otto Nagel, Junger Maurer (1953)
Hermann Bruse: Der neue Eigentümer (1951)
Zitierempfehlung: Thomas Schaarschmidt: Aufbau des Sozialismus. In: Kunst in der DDR, URL: <https://bildatlas-ddr-kunst.de/teaching/84>