Einführung

Themen

Anna Littke

Jugend in der DDR

Das Erziehungssystem in der DDR entwickelte sich von 1949 bis in die späten 1960er Jahre zu einem flächendeckenden Betreuungssystem für alle Kinder vom Säuglingsalter an. Kinderbetreuung und Schule waren fester Bestandteil des zentral gelenkten Bildungssystems der DDR. Für die meisten DDR-Bürger war die Erziehung in staatlichen und betrieblichen Kindergärten und im daran anschließenden Einheitsschulsystem eine Selbstverständlichkeit. Die institutionelle Praxis der Kinder- und Jugenderziehung war beherrscht von einem allumfassenden Anspruch zur Erziehung einer „allseitig gebildeten sozialistischen Persönlichkeit“. Hinter dieser Phrase verbargen sich vor allem die politisch-ideologische Erziehung der Kinder und Jugendlichen sowie deren frühe Vorbereitung auf die Arbeitswelt. Zentrales Element der Erziehung in der DDR war die Einebnung individueller Verhaltensweisen zugunsten einer unhinterfragten Unterordnung des Einzelnen unter die Bedürfnisse des „Kollektivs“.

Das engmaschige Betreuungs- und Bildungssystem wurde flankiert von den Organisationen der Jungen Pioniere (JP) und der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die Freizeitaktivitäten anboten und die Jugend politisch schulen sollten. Die Verweigerung der Mitgliedschaft in den Jugendorganisationen hatte in der Regel schwerwiegende Folgen: Die Zulassung zum Abitur, ein Hochschulstudium oder die Verwirklichung des persönlichen Berufswunsches waren kaum noch erreichbar. Zum Ende der DDR gehörten über 90% aller Schüler, Studenten und Lehrlinge der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) an.
Die Jugendweihe, die in der Tradition der Arbeiterbewegungskultur der Weimarer Republik stand, löste seit Mitte der 1950er Jahre die evangelische Konfirmation in der DDR ab. Die begleitenden Kurse, die die Jugendlichen zur Vorbereitung auf die Jugendweihe zu absolvieren hatten, spielten ebenfalls eine wichtige Rolle in der politisch-ideologischen Erziehungsarbeit.

Das Buch Weltall Mensch wurde jedem Kind zur Jugendweihe geschenkt.

In der Kunstgeschichte der DDR bildeten Kinder und Jugendliche ein wichtiges Sujet. „Jugend“ eignete sich hervorragend als Zukunftsmetapher und ist in vielen Auftragswerken zentrales Element der Bildgestaltung.
Gleichzeitig war die Vermittlung zeitgenössischer, sozialistischer Kunst ein wesentliches Element in der Erziehungspraxis der DDR. Die Pionierzeitschrift Zeitschrift „Fröhlich sein und singen“ (Frösi) etwa, legte in vielen Ausgaben ein Bild des Monats bei. Dazu gehörte 1963 das von Walter Womacka gemalte „Am Strand“ (1962).

Wohl eines der bekanntesten Bilder zum Sujet ist das verschollene Werk von Harald Hellmich und Klaus Weber: Die jüngsten Flieger, 1953. (Abbildung aus dem Ausstellungskatalog: III. Deutsche Kunstausstellung. Dresden 1953.

Harald Hellmich, Klaus Weber: Die jüngsten Flieger, 1953 (verschollen).

Einführungstexte

Flacke, Monika; Schütrumpf, Jörn: Junge Kunst im Auftrag – die Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“. In: Monika Flacke (Hrsg.): Auftragskunst der DDR 1949-1990. München 1995.

Bildanalyse

Marlene Heidel: Bilddossier zu "Diskussion" (1983-1986) von Bruno Griesel, April 2010.

Interview

Interview zur Jugendweihe mit Prof. Dr. Hermann Wentker, aufgenommen von deinegeschichte.de

Weitere Materialien

PDFDer Ausschnitt aus dem DDR Bild- und Lesebuch für die Kunstbetrachtung "Wandbilder in der Deutschen Demokratischen Republik", hrsg. vom Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Ost-Berlin1973, gibt einen Eindruck von Kunstvermittlung in der DDR.

Zitierempfehlung: Anna Littke: Jugend in der DDR. In: Kunst in der DDR, URL: <https://bildatlas-ddr-kunst.de/teaching/76>

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)