Da es in den frühen 50er Jahren in der Deutschen Demokratischen Republik praktisch so gut wie keine Galerien gab, die als Kunstvermittler hätten auftreten können, private Käufer so gut wie ganz entfielen, da das Bürgertum zum Weggang bzw. zum >Aussterben< verurteilt war, waren Werke, die im Auftrag von volkseigenen Betrieben oder staatlichen Institutionen und Parteien, dem Kulturfonds der DDR, auch Ministerien (z.B. Ministerium für Kultur), Museen, wie dem Muse um für Deutsche Geschichte (heute Deut sches Historisches Museum) aufgrund von Verträgen entstanden, nicht wenigen Künst lern durchaus willkommen. Die Situation war an manchen Orten sogar so, dass regelrech te Kämpfe um Aufträge entbrannten. Die Annahme von Aufträgen war für die Existenz der meisten Künstler lebensnotwendig. Da sich, besonders in den 50er Jahren (—> Formalismus), aus der Gebundenheit an einen oft dogmatisch geleiteten und unerfahrenen Auftraggeber, nicht selten starke Konflikte ergaben, haben später junge Künstler mitun ter ganz auf Aufträge verzichtet. Auftrags kunst geriet leicht in die Gefahr, bestehende gesellschaftliche Verhältnisse allzu positiv darzustellen. Der erste große Auftrag der Regierung ging wohl an Max Lingner für ein Wandbild am Haus der Ministerien in Berlin.
aus: Hartmut Pätzke: Von "Auftragskunst" bis "Zentrum für Kunstausstellungen". Lexikon zur Kunst und Kunstpolitik in der DDR. In: Eugen Blume, Roland März (Hrsg.): Kunst in der DDR. Eine Retrospektive der Nationalgalerie. Berlin 2003, S. 317.
Vom Auftrag zum Wandbild, Deutsche Akademie der Künste. Herausgegeben zur Enthüllung des im Auftrage der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik von Nationalpreisträger Prof. Max Lingner, MdA, für die Pfeilervorhalle des Hauses der Ministerien in Berlin geschaffenen Wandbildesam 3. Januar 1953. Ausst. Kat. Berlin 1953 (Text: Gerhard Strauss); Werner, Klaus: Probleme des Auftragswesens in der bildenden Kunst. ln: Bildende Kunst Heft 8/1964, S. 454-456; Wege, Siegfried, Bruns; Jörg-Heiko (Red.): Künstler im Bündnis. Kunstausstellung aus Anlaß des 40. Jahrestages der demokratischen Bodenreform. Ausst.Kat. Erfurt 1985; Auftraggeber- Arbeiterklasse. Ludwig Renn erzählt die Geschichte eines Wandbildes von Wolfgang Frankenstein, Berlin 1960; Berlin 1995 (1); Mann, Bärbel: Auftragskunst zwischen politischem Diktat und künstlerischer Freizügigkeit. ln: Feist; Gillen; Vierneisel: 1996, S. 582-587.