Ein großer Teil der in der DDR geschaffenen Kunstwerke lagert seit dem Gesellschaftsumbruch in Depots: in ostdeutschen Museen, in nach 1990 eingerichteten Sonderdepots sowie in Unternehmen, die den Kunstbesitz der Betriebe und Kombinate übernommen haben. In der DDR hatte die bildende Kunst häufig der ihr zugewiesenen Sonderrolle im staatssozialistischen Projekt zu entsprechen, zunächst als „Erziehungsmittel“, später als Integrationsmedium. Der vehemente „deutsch-deutsche Bilderstreit“ seit 1990 offenbarte, dass wissenschaftliche Erkenntnisse über die gesellschaftliche Sonderfunktion der Künste in der DDR für ein analytisches Verstehen des staats sozialistischen Herrschaftsund Gesellschaftssystems notwendig sind.
Innerhalb des Programms „Übersetzungsfunktion der Geisteswissenschaften“ förderte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) deshalb vom 1. Mai 2009 bis zum 31. Oktober 2012 das Verbundprojekt „Bildatlas: Kunst in der DDR“.
Ihm gehören als Partner vier Institutionen an:
Die Projektarbeit wäre nicht möglich, ohne die Unterstützung durch eine Vielzahl von Kooperationspartnern.
Derzeit sind 20.400 Werke aus 162 Sammlungen erfasst. Neben den bekannten Werken der „Kunst in der DDR“ befindet sich darunter auch eine Vielzahl von Werken, die bislang weitgehend unbekannt waren oder als verschollen galten. In den beteiligten Forschungsteams werden neben der Dokumentation der Sammlungen ebenso die Formen des Bildtransfers, die „Wege der Bilder“ in die öffentlichen Sammlungen, analysiert. So waren in der DDR statt musealer Eigenerwerbungen staatlich finanzierte Ankäufe und kulturpolitisch intendierte „Übereignungen“ entscheidend. Durch das Verbundprojekt wird nun neben der Sammlungsdokumentation auch eine Vernetzung der Bestandsdaten der Museen und weiterer Sammlungen erreicht, die für eine zukünftige Erschließung und Nutzung der Werke sowie für eine Neubefragung der Künste in der DDR unumgänglich ist.
Die Forschungsergebnisse werden in einem gedruckten „Bildatlas“ sowie durch eine internetbasierte Datenbank öffentlich zugänglich gemacht. Die Kooperation mit den außermusealen und musealen Einrichtungen – von kleinen Heimatmuseen über die stadt- und kulturgeschichtlichen Museen bis hin zu den großen Kunstmuseen in Leipzig, Dresden, Schwerin, Frankfurt/Oder und Berlin – ermöglicht es, bislang im Depot verwahrte und nicht veröffentlichte Werke wieder „sichtbar“ zu machen. Die große Ausstellung „Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – neu gesehen“ in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar präsentiert die Ergebnisse des Verbundes im Neuen Museum Weimar.
Da sich die Künste als Schlüssel für eine kritische, aber auch differenzierte und die vielfältigen Widersprüche der DDR-Gesellschaft adäquat erfassende Analyse erwiesen haben, ist das Thema des Forschungsverbundes auch für die kulturelle Bildung in besonderem Maße bedeutsam.
Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg
Technische Universität Dresden
Institut für Soziologie
01062 Dresden
Tel.: +49(0)351-463 32887
Fax: 0351/463 37113
E-Mail: karl-siegbert.rehberg@tu-dresden.de
Stellvertreterin: Dr. Birgit Dalbajewa (Staatliche Kunstsammlungen Dresden)
Forschungskoordination: Dr. Paul Kaiser (TU Dresden)
Projektleitung: Dr. Birgit Dalbajewa / Prof. Dr. Gilbert Lupfer
Taschenberg 2, 01067 Dresden
www.skd.museum/de/museen-institutionen/albertinum/galerie-neue-meister/index.html
Tel.: +49(0)351-4914-9731
E-Mail: birgit.dalbajewa@skd.museum
Projektleitung: Dr. Ilona Weser
Rudolf-Breitscheid-Str. 7, 15848 Beeskow
www.kunstarchiv-beeskow.de
Tel: +49(0)3366-351400
E-Mail: ilona.weser@landkreis-oder-spree.de
Projektleitung: Dr. Jürgen Danyel / PD Dr. Thomas Schaarschmidt
Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam
www.zzf-pdm.de
Tel.: +49(0)331-2899157
E-Mail: danyel@zzf-pdm.de, schaarschmidt@zzf-pdm.de
Projektleitung: Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg / Dipl.-Soz. Christian Heinisch
Institut für Soziologie, 01062 Dresden
www.tu-dresden.de
Tel.: +49(0)351-463 37452
E-Mail: bildatlas-ddr@mailbox.tu-dresden.de
Konzeption und Realisierung: Daniel Burckhardt / Anna Littke
E-Mail: burckhardtd@geschichte.hu-berlin.de, littke@zzf-pdm.de
Design: Studio Weltformat, Berlin
Chronik: Anna Littke unter Berücksichtigung der Quelle: Günter Feist, Eckhart Gillen: Kunstkombinat DDR. Daten und Zitate zur Kunst und Kulturpolitik der DDR 1945-1990. Die Bildunterschriften beruhen auf Originaltexten. Technische Realisierung: 2run4, Berlin.