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Glossar

Ausbürgerung

Werner Schmidt führt im Katalog Ausgebürgert an: »Das Lehrbuch über das Staatsrecht der DDR führt drei Gründe für den >Verlust der Staatsbürgerschaft< auf; neben dem Widerruf der Verleihung und Aberkennung die Entlassung: >Alle Personen, die vor dem 1.1 . 1972 ihren Wohnsitz außerhalb der DDR verlegten, werden durch das Gesetz GB. I 1972 Nr. 18, S. 265 aus der Staatsbürgerschaft entlassen.< Das Wörterbuch des Völkerrechts spricht vom >Recht auf Ausbürgerung auf Wunsch der betreffenden Personen. ln diesem Sinne haben sich die meisten in diesem Katalog erfassten Personen selbst >ausgebürgert<.« Der Begriff >ausgebürgert< erhielt in der Deutschen Demokratischen Republik seine tragische Bedeutung mit der Ausbürgerung des Liedermachers und Poeten Wolf Biermann (geb. 1936) im November 1976. Werner Schmidt in Dresden nahm den Begriff >Ausgebürgert< für seine gleichnamige Ausstellung auf, die 1990 in Dresden und anschließend in Hamburg zu sehen war, um den Künstlern Referenz zu erweisen, die zwischen dem 7. Oktober 1949 und der Öffnung der Mauer am 9. November 1989 die Deutsche Demokratische Republik, aus mannigfachen und unterschiedlichen Gründen, verlassen hatten und deren Namen vielfach nicht mehr genannt werden durften, inzwischen auch nahezu in Vergessenheit geraten waren. Im Katalog samt > Nachtrag< waren ca. 668 Künstler der bildenden Kunst und der angewandten Bereiche genannt worden, die jedoch, nicht selten im Rentenalter, durchaus legal, d.h. mit staatlicher Genehmigung die DDR verlassen hatten, wobei sie aber all ihre Ansprüche und Rechte, die sie erworben hatten, verloren bzw. gezwungen wurden, darauf zu verzichten. ln einem Register Ausgebürgert hat Hartmut Pätzke, der für den Argon Verlag ein Lexikon der Ausgebürgerten erarbeiten wollte, als Quintessenz ein Register >Ausgebürgert< erarbeitet, in dem ca. 1 .500 Personen auf geführt werden, die zwischen dem 7.  Oktober 1949 und 3. Oktober 1990, dem Tag der Wiedervereinigung, die Deutsche Demokratische Republik auf >legale< oder >illegale< Weise verlassen haben. Kunsthistoriker wurden hinzugenommen.

aus: Hartmut Pätzke: Von "Auftragskunst" bis "Zentrum für Kunstausstellungen". Lexikon zur Kunst und Kunstpolitik in der DDR. In: Eugen Blume, Roland März (Hrsg.): Kunst in der DDR. Eine Retrospektive der Nationalgalerie. Berlin 2003, S. 317.

Literatur

Pohl/ Sieghard 1979; Von dort  hierher. Ausstellung ehemaliger DDR -Künstler, Künstlerischer Kunstverein Villa Streccius Landau, Ausst.Kat. Landau/Pfalz 1985; Dresden 1990 121, samt Nachtrag zum Katalog der Ausstellung; Pätzke, Hartmut: Register >Ausgebürgert<. ln: Offner  I Schroeder 2000, S. 557-694.

 

 

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)