Beschreibung:
Der Gesamtbestand der Kunst der ehemaligen SDAG Wismut umfasst 4028 Werke, darunter 259 Werke der Malerei. Sie befinden sich heute im Besitz des bundeseigenen Nachfolgeunternehmens der Wismut GmbH und sind neben einigen Dauerleihgaben im Depot.
Die ersten Arbeiten und Ankäufe stammen 1955 von Carl-Heinz Westenburger, einem Student der Kunsthochschule Weißensee, der 1956 ein praktisches Studienjahr absolvierte, in dem er vor allem Porträts und Landschaftsbilder anfertigte. Infolge der kulturpolitischen Forderungen der DDR im Rahmen des „Bitterfelder Weges“ engagierte sich auch die Wismut verstärkt im betrieblichen Auftragswesen. Hierfür war zunächst Gerhard Winkler als Kultursekretär zuständig, der die Anfangsjahre wesentlich prägte. Der erste Auftragsmaler in diesem Zusammenhang war der Leipziger VBK-Vorsitzende Heinrich Witz, der großformatige Gemälde anfertigen sollte. Er erhielt dafür monatlich 1000 Mark brutto, die mit den späteren Ankäufen seiner Werke durch die Wismut verrechnet wurden („Der neue Anfang“ 1959). Insgesamt bestand die Auftragskunst der SDAG Wismut gegen Ende der 50er, zu Beginn der 60er Jahre hauptsächlich darin, politische Losungen zu bebildern. Später entstanden vor allem Porträts der Arbeiter oder Brigaden aus dem Arbeitsalltag (u.a. Carl Kuhn, Hauerbrigadier Robert Göpfert, 1964; Wilhelm Rudolph, Brigade Ernst Thälmann, 1969). Diese wurden von den Künstlern zumeist in den Ateliers angefertigt und zeigten die Bergleute nicht beim tatsächlichen Arbeitsprozess, sondern lediglich in Arbeitssituationen, was Sicherheitsbedenken geschuldet war.
Zu Beginn der 70er Jahre beginnt eine neue Generation von Kulturfunktionären bei der SDAG Wismut ihre Tätigkeit, die einen höheren künstlerischen Anspruch vertritt. Parallel dazu änderte sich die Verwaltungsstruktur der SDAG Wismut, indem im Bereich der Generaldirektion eine Stelle für Kunst und Kultur entstand, die eng mit dem Ministerium für Kultur in Berlin zusammenarbeitete. Künstlerisch ist in den 70er Jahren vor allem Werner Petzold längerfristig tätig. Darüber hinaus bestehen enge Verbindungen zur Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (Arbeiten u.a. von Tübke, Heisig, Blume, Hachulla). Ab 1975 werden ebenso Förderungsverträge mit jungen Künstlern für 350 Mark monatlich und Wohnung abgeschlossen, woran 10 Künstler teilnahmen.
Die 80er Jahre gelten als die erfolgreichste Phase der durch die SDAG Wismut vergebenen Kunstaufträge, da nicht nur interessierte Künstler gewonnen werden konnten, sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung der Künstler mit der Bergbauarbeit erfolgte. So fertigt beispielsweise Frank Ruddigkeit zahlreiche Porträt- und Milieustudien auch unter Tage. Im Zeitraum zwischen 1983 und 1989 finden schließlich alle zwei Jahre internationale Künstler-Pleinairs statt.
Insgesamt sind ca. 60% der Werke als Aufträge der SDAG Wismut entstanden, die übrigen sind Ankäufe.
Publikationen:
Rolf Düsedau/Gotthard Bretschneider: Metamorphosen. Die Wismut-Galerie und ihre Geschichte. Das Entstehen einer Kunstsammlung in einem sozialistischen Bergbauunternehmen. In: Metamorphosen. Wismut, Uran und die Wismut GmbH. Katalog zur Ausstellung der Wismut GmbH Chemnitz und des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, November 1999-Februar 2000. Bochum 1999, S. 27-43.
Wismut GmbH (Hrsg.): Zum Licht. 1995 [Kunstdokumentation]
Wismut GmbH (Hrsg.): Ausfahrt. 1999 [Kunstdokumentation, Bd. 3]
Lutz Fichtner: Die Industrie als Kunstmäzen und Auftraggeber in der Deutschen Demokratischen Republik - die Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut. Frankfurt a. Main, 2005