Beschreibung:
Der Bestand des ehemaligen VEB Bergbau- und Hüttenkombinat Maxhütte umfasst gegenwärtig 250 Werke der Malerei und Grafik, davon 86 Werke der Malerei. 1995 übernahm der Freistaat Thüringen für den symbolischen Betrag von 1 DM die Kunstsammlung der Maxhütte und schloss gleichzeitig einen Vertrag mit dem Stahlwerk Thüringen ab, indem sich das Stahlwerk zur konservatorischen Betreuung und öffentlichen Präsentation der Sammlung verpflichtete. So konnte die Sammlung in ihrer Geschlossenheit erhalten werden. Die Initiative dazu ging von dem langjährigen Galeristenpaar Edwin und Margret Kratschmer aus.
Insgesamt waren von 1945 bis 1989 66 Maler und Grafiker künstlerisch in der Maxhütte aktiv. So hielten sich zu Beginn der 50er Jahre eine Reihe von Künstlern im Rahmen von Studienaufenthalten im Werk auf. Diese "Hospitationen" besonders in der Grundstoff- und Schwerindustrie wurden unter das Motto "Kunst hilft Stahl" gestellt, um die Künstler, hier u.a. Karl Ortelt und Rudolf Schäfer, gezielt einzusetzen. In dieser Zeit von 1950 bis 1952 entstanden vor allem Bilder der körperlichen Arbeit der Stahlwerker, aber auch erste Industrielandschaften (Schäfer). Nach diesen "künstlerischen Gastspielen" beginnt 1956 die Tätigkeit Herbert Strechas (1909-1981) in der Maxhütte mit der Gründung eines Laienzirkels für die Werktätigen sowie Angehörige des Territoriums, die er bis zu seinem Tod 1981 beibehält. In den 60er und 70er Jahre lässt sich ein Wandel in den Bildinhalten weg von rein dokumentarischen Darstellungen hin zu mehr Individuellem ablesen . Hingegen kommt es in der künstlerischen Betätigung zum Stillstand, da lediglich Strecha und Lore Gerkewitz längerfristig tätig sind. Von 1981 bis 1989 hat der Maler und Grafiker Rainer G. Schumacher einen Patenschaftsvertrag mit einer Jugendbrigade des E-Stahlwerkes.
Verlief das direkte künstlerische Schaffen vor Ort in den 70er Jahren eher gleichförmig, so erhielt die Vermittlungsarbeit im Kombinat Maxhütte andere Impulse. 1972 eröffneten Margret und Edwin Kratschmer auf ehrenamtlicher Basis (ab 1983 freiberuflich) die kleine Galerie im Kulturpalast Unterwellenborn. Diese zu betreiben glich eher einem Zufall, da beide bis zu diesem Zeitpunkt im Kulturpalast Zirkel bzw. Arbeitsgemeinschaften veranstalteten, dachten sie, man könnte doch auch einen Raum für Kunst nehmen und bespielten diesen ab 1972 als freiberufliche Galeristen mit Geld von der Maxhütte. Die erste Ausstellung war dabei dem Hüttenmaler Strecha gewidmet. Insgesamt zeigte die Galerie bis 1990 120 Ausstellungen und wurde von über 400.000 Besucher besucht. Die wohl bedeutendste Aktion für den Bestand der Maxhütte ist der in Anlehnung an die früheren Sammelaktionen von den Galeristen initiierte Wettbewerb "Max braucht Kunst", dem allerdings keine strategische Planung vorausging, sondern erneut eine Art Zufallsprodukt war. Nach Querelen mit der Kreisleitung der Partei hinsichtlich des privaten Führens einer Galerie entstand die Idee zum Wettbewerb „Max braucht Kunst“, der 1986/87 unter den Worten "Schafft erregende Kunstwerke über eine erregende Zeit" ausgeschrieben wurde. Dieser Wettbewerb mit freier Themenwahl war ein Aufruf an Künstler, mit je 5 Werken teilzunehmen, von denen schließlich 30 Künstler ausgewählt werden sollten. Diese konnten im Rahmen eines 14tägigen Studienaufenthalt in der Maxhütte künstlerisch tätig sein, um die dabei entstandenen besten Ergebnisse auf der 100. Ausstellung der Kleinen Galerie zu präsentieren. Den 30 Teilnehmer winkte dabei ein Honorar von je 1.200 Mark, der garantierte Ankauf eines Werkes sowie die Aussicht auf Erhalt eines weiterführenden Auftrages. Zur Finanzierung sollten betriebliche und überbetriebliche Institutionen gewonnen werden. Mit der Lancierung dieser Ausschreibung hatten die Galeristen die Maxhütte einfach übergangen, so dass trotz aller Proteste diese aufgrund ihrer bereits erreichten Publizität (u.a. in der Bildenden Kunst) nicht mehr zurück gezogen werden konnte. Ebenso wurde bereits seit 1986 in der Betriebszeitung „Unsere Hütte“ monatlich ein Bild der am Wettbewerb beteiligten Künstler vorgestellt und über den Stand des Wettbewerbs berichtet. Folglich musste so zumindest eine Brigade gefunden werden, die als Pate fungierte. Diese Rahmenbedingungen sowie die daran geknüpften bürokratischen Hürden hatten zur Folge, dass der Wettbewerbe zweimal zurück gezogen wurde, was aber, wie bereits erwähnt, diesem Vorhaben insgesamt keinen Abbruch tat. Fördernd wirkte hier ebenso die plötzliche Unterstützung durch den Bundesvorstand des FDGB der das Projekt unterstützte und eine Summe von ca. 50.000 Mark zusicherte. Diese erste finanzielle Zusage zog eine Art Dominoeffekt nach sich, da sich nun auch andere Institutionen wie der Bezirksvorstand des FDGB, der Rat des Bezirkes, der Kulturfonds, die Betriebsgewerkschafts- und Parteileitung der Maxhütte genötigt sahen, sich in diesen Wettbewerb einzubringen, so dass insgesamt 250.000 Mark (geschätzt) zur Verfügung standen. Trotz dieser nun mittlerweile guten organisatorischen Voraussetzungen waren die Galeristen enttäuscht über den geringen Zuspruch der Künstler und begründen dies mit Vorbehalten gegenüber der Auftragskunst sowie der Wettbewerbsbewegung. 1988 fand dann schließlich die Ausstellung statt, bei der 30 Künstler aus 9 Bezirken, insgesamt 180 Werke, davon 13 Auftragsvergaben gezeigt wurden. Daraus schlug eine Fachjury 120 Gemälde, Handzeichnungen und Druckgrafiken zum Ankauf vor, die den Kern der zu schaffenden „Kunstsammlung Maxhütte“ bilden sollten
Publikationen:
Maren Kratschmer-Kroneck: Kunstsammlung Maxhütte seit 1945. Dokumentation und Werkverzeichnis. 2004
Maren Kroneck: Max und die Kunst. Die Maxhütte in Malerei und Grafik 1945-1989. Gera 1989
Max braucht Kunst. 100. Ausstellung
Linn Kroneck: Die Kunstsammlung der Maxhütte und die Bedeutung der Betriebsgalerie Maxhütte im Kontext zur Kunstentwicklung in der DDR. Dissertation Uni Jena, 2013. (Im Erscheinen)