Beschreibung:
Der Bestand des ehemaligen VEB Edelstahlwerk "8. Mai" Freital umfasst gegenwärtig 379 Werke der bildenden Kunst und ist im Besitz des Nachfolgeunternehmens der BGH Edelstahl Freital GmbH. Der Bestand der Malerei (71 Werke) ist eng mit dem Schaffen der Künstler Gottfried Bammes und Werner Haselhuhn verbunden. Der Maler Gottfried Bammes (1920-2007) begann 1948 sein künstlerisches Schaffen im Eisenhammerwerk Dresden Dölzschen und war kurz darauf auch erstmalig im Edelstahlwerk tätig. Er selbst war Autodidakt, dem 1945 die Wiederaufnahme seines Kunsterziehungsstudiums aufgrund seiner Offizierslaufbahn bei den Nationalsozialisten untersagt worden war und kam aus Eigeninitiative in die Produktion. In der Auseinandersetzung mit dem Sujet der Arbeit suchte er seinem eigenem Bekunden nach den künstlerischen Bezug zur Realität der Nachkriegssituation. Dabei ging es ihm nicht um die Darstellung bestimmter Produktionsprozesse, sondern um die dabei stattfindenden körperlichen Bewegungsabläufe – die Physiognomie des Stahlwerkers. Als einer der ersten Künstler arbeitete Bammes seit 1948 als Leiter von Laienkunstzirkeln, ab 1950 auch im Edelstahlwerk. Nach Abschluss seines Studiums an der HfBK, Promotion und Habilitation an der TU Dresden wird er 1960 zum Professor für Künstleranatomie an der HfBK berufen, was gleichsam die Aufgabe des Laienkunstzirkels in Freital sowie der künstlerischen Tätigkeiten in Freital überhaupt nach sich zog.
So kommt 1958 Paul Michaelis, seit 1955 Professor an der HfBK in Dresden, im Rahmen eines Studienaufenthalts ins Edelstahlwerk. Infolge der Kooperation mit Michaelis, der seit 1959 auch Rektor der Hochschule ist, kommt es 1960 zum Abschluss eines Freundschaftsvertrages zwischen einer Brigade des Werkes und drei Studenten der HfBK – Werner Haselhuhn, Gottfried Sommer und Viktor Schlötzer. Die Studenten sollten sich intensiv mit dem Sujet der Arbeit auseinandersetzen und „auf der Grundlage vor Ort entstandener Studien ihre Diplomarbeiten anfertigen“. Darüber hinaus waren sie zeitweise als Schmelzer innerhalb der Brigade tätig. Nach Abschluss des Studiums erhielten alle drei Künstler einen Fördervertrag mit dem Edelstahlwerk, Schlötzer und Sommer blieben schließlich bis Mitte der 60er Jahre vertraglich an das Edelstahlwerk gebunden, während Werner Haselhuhn die Nachfolge Gottfried Bammes als Zirkelleiter und "Werksmaler" bis zu seiner Pensionierung 1986 antrat. ((...)) Zusammenfassend lässt sich daher festhalten: der heute noch vorhandene Bestand des ehemaligen Edelstahlwerkes Freital, der im Übrigen in den Verwaltungsgebäuden noch fast vollständig gehängt ist, ist geprägt durch das Werk Werner Haselhuhns, der wohl den längsten laufenden Freundschaftsvertrag mit einem Betrieb inne hatte. Die wenigsten Werke sind demnach durch Ankäufe oder im Zusammenhang mit Investitionsobjekten entstanden. Die Mehrheit der Bilder stammt dabei aus den 60er und den 80er Jahren. Die häufigsten Sujets sind dabei nicht Arbeits- bzw. Arbeiterdarstellungen (Arbeitsdarstellungen Gruppe - 19, Werksansichten - 16), sondern Stadtansichten bzw. Landschaften (22).)
Publikationen:
Stahl und Kunst in Freital. Bilder aus dem Kunstbesitz der Sächsische Edelstahlwerke GmbH Freital. Freital, 1996
Ulrich Mignon: ... In: Werner Haselhuhn - zwischen Bad Frankenhausen und Dresden. Dresden, 2001
Manuela Bonnke: Kunst in Produktion. Bildende Kunst und volkseigene Wirtschaft in der SBZ. Dresden, 2005