Philipps-Universität Marburg, Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas (Vortragssaal im EG), Pilgrimstein 16, 14. – 15.06.2019
Drei von vielen. Positionen zum Künstleratelier in der DDR
7. Internationale Tagung des Arbeitskreises Kunst in der DDR
Konzept: Sigrid Hofer (Philipps-Universität Marburg) und Martin Schieder (Universität Leipzig)
Im Jahr des Mauerbaus drehte Jürgen Böttcher in Dresden die
DEFA-Dokumentation Drei von vielen. Sie erzählt von drei Freunden –
einem LKW-Fahrer, einem Chemigraph sowie einem Steinmetz –, die in ihrer
Freizeit malen, zeichnen und bildhauern. Ein Trio, wie es nicht besser
das Bitterfelder Ideal verkörpern könnte. Doch statt heroischem
Arbeiterpathos sieht man junge Künstler, die jenseits des
sozialistischen Ideals nach individuellen Lebensformen à la Bohème
suchen. Gleich einem Atelierrundgang möchte die Tagung nach dem Raum,
nach den Funktionen und nach den Topoi des Ateliers in der DDR fragen.
Dieses wird als espace autre verstanden, in dem Gespräche über den
kreativen Prozeß geführt wurden, wo man sowohl dem Klassenfeind als auch
der Stasi begegnete, das als sozialistischer Lehrraum diente, in dem
sich der Staat und seine Künstler inszenierten, Drei von vielen
produktiv waren und wo man alternativ im Kollektiv arbeitete. Zugleich
gilt es zu untersuchen, inwieweit die alternativen Formate der
künstlerischen Praxis in der DDR der späten 1980er Jahre als elementarer
Beitrag zu einer sich wandelnden, „anderen“ kulturellen Identität und
zu einem „Dritten Weg“ verstanden werden können. Von diesen Prämissen
ausgehend, diskutieren ausgewiesene Experten sowie
Nachwuchswissenschaftler das Atelier als eine réalité, die die
Kunstgeschichte der DDR in all ihren Modi und Ästhetiken, Ambivalenzen
und Brüchen widerspiegelt.
Die Tagung wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und vom Ursula Kuhlmann-Fonds gefördert.
PROGRAMM
Freitag, 14. Juni
15:00
Positionen zum Künstleratelier in der DDR. Eine Einführung
Sigrid Hofer (Philipps-Universität Marburg) und Martin Schieder (Universität Leipzig)
I. Medialisierung
Moderation: Sigrid Hofer (Philipps-Universität Marburg)
15:30
„Sie wollen keine großen Künstler sein“.
Der Dokumentationsfilm von Drei von vielen von Jürgen Böttcher
Martin Schieder (Universität Leipzig)
16:45
Die Ateliers von Jürgen Böttcher / Strawalde von den 1950er Jahren bis heute
Carolin Quermann (Städtische Galerie Dresden)
Pause
18:00
Im/am Archiv arbeiten. Christian Borchert und sein „Atelier“
Bertram Kaschek (Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden)
Samstag, 15. Juni
II. Kommunikation
Moderation: Martin Schieder (Universität Leipzig)
09:00
Albert Ebert. Das Atelier als Ort der Mythenbildung
Dorit Litt (Bonn)
09:45
Atelier und Gemeinschaft. Kunst in Erfurt in den 1960er Jahren
Cornelia Nowak (Angermuseum Erfurt)
Pause
11:00
Ein Prometheus in Ruinen.
Klaus Hähner-Springmühl und der Existenzialismus nonkonformer Kunst in der DDR
Fabian Müller (Museum der Bildenden Künste Leipzig)
III. Arbeit und Leben
Moderation: Bertram Kaschek (Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden)
11:45
Ruth Wolf-Rehfeldt: The Studio Refashioned as a Postcard
Sarah Edith James (Fellow der Alexander-von-Humboldt-Stiftung an der Goethe-Universität Frankfurt a.M.)
Mittagessen
13:30
Die Arbeitsumwelt des Carlfriedrich Claus.
Brigitte Milde (Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv, Chemnitz)
14:15
Am Schreibtisch unter der Wäscheleine, den Garten im Rücken.
Gerhard Altenbourg im Braugartenweg
Inge Grimm (Stiftung Gerhard Altenbourg, Altenburg)
15:00 Open/End
Reference:
CONF: Positionen zum
Künstleratelier in der DDR (Marburg, 14-15 Jun 19). In: ArtHist.net, May
24, 2019 (accessed May 25, 2019),
<https://arthist.net/archive/20911>.