„Nachwuchswissenschaftler debattierten auf Burg Beeskow über Umgang mit DDR-Kunst“
Märkische Oderzeitung vom 11.7.2011: „Ein Großteil der Kunstwerke aus der DDR galt lange Zeit gemeinhin als ideologisch oder gar propagandistisch kontaminierter Unrat, als Ballast einer vergangenen Epoche, der zudem gewissen ästhetischen Maßstäben nicht genügen könne. So ist es – nicht zuletzt für die Kunstwissenschaft – ein echter Glücksfall, dass so viele Bilder dennoch das Ende der DDR überlebten. Nach 1989 wurden sie massenweise aus dem öffentlichen Raum entfernt – aus FDGB-Ferienheimen, Werkskantinen und Verwaltungsgebäuden von Kombinaten und Volkseigenen Betrieben etwa. Niemand wollte sie. Niemand fand Gefallen an ihnen. Zunächst als „Sondervermögen“ in die Verwaltung der Treuhand überführt, gingen sie 1994 nach dem sogenannten Fundortprinzip in das Eigentum der jeweiligen Bundesländer über, in denen sie aufgefunden worden waren. In Archiven und Depots eingelagert, fristen sie seither ein Dasein im Verborgenen.
Doch jetzt weht ein neuer, frischer Wind übers Land. Am vergangenen Wochenende tagten Wissenschaftler und Experten aus allen Himmelsrichtungen auf der Burg Beeskow (Oder-Spree). Die Teilnehmer des Symposiums „Vom Bilderstreit zum Bild“, das in Kooperation zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Beeskower Kunstarchiv organisiert wurde, kamen zum Teil sogar aus Frankreich, den Niederlanden und den USA angereist – auffällig viele junge Wissenschaftler darunter.
Nach mehr als 20 Jahren ist eine neue Generation von Kunsthistorikern herangewachsen, die mit einem unvoreingenommenen Blick ihre eigenen Fragen an die Bildwerke heranträgt und entschlossen ist, den weggesperrten und bis dato stiefmütterlich behandelten Schatz seinem Dornröschenschlaf zu entreißen. Man war sich einig: Zwar waren in der Vergangenheit durchaus Versuche einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung unternommen und Kunstwerke aus der DDR auf Ausstellungen auch der Öffentlichkeit präsentiert worden – mal mehr, mal weniger gelungen. Doch jetzt sei es endlich an der Zeit, die Perspektive zu erweitern, DDR-Kunst nicht mehr nur plump als Auftragskunst moralisch zu diskreditieren. Stattdessen soll das einzelne Bildwerk genau unter die Lupe genommen und nach kunsthistorischen Methoden untersucht werden, die auch für andere Epochen Anwendung finden. Nur so lässt sich schließlich einer historisch gewordenen Kunst gerecht werden. “ weiterlesen