Tag.: Kunst gegen Valuta. Der staatliche Ausverkauf von Kunst und Antiquitäten zur Devisenbeschaffung in der DDR

15. – 17. Mai 2011

Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall
Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam

Internationale Tagung des Moses Mendelssohn Zentrums in Koorperation mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Auch in der sowjetischen Besatzungszone bzw. späteren DDR gab es Kunsthändler und Sammler. Neben den noch verbliebenen oder nach dem Krieg eröffneten privaten Antiquitätenläden oder Kommissionsgeschäften gewann zunehmend der staatliche Kunsthandel der DDR an Bedeutung. Mitte der 1950er Jahre als sogenannter Volkseigener Handelsbetrieb Antiquitäten (VEH Antiquitäten) gegründet, kontrollierte er sowohl den Binnen- als auch den Außenhandel. Dies änderte sich Ende der 1960er Jahre. Der Bedarf an frei konvertierbaren Devisen wuchs. 1966 schuf Alexander Schalck – Golodkowski, dessen Doktorvater Erich Mielke war, den geheimen Wirtschaftsbereich Kommerzielle Koordinierung (KoKo). Dieser Wirtschaftsbereich handelte mit allem, was der DDR D-Mark und Dollar einbrachte, exportierte und importierte Embargowaren und begann, sichnebenbei auch für den Kunsthandel zu interessieren. 1973 wurden diese Geschäfte unter dem Dach der neugegründeten Kunst und Antiquitäten GmbH gebündelt. Ausgangspunkt der Warenbeschaffung für den Export sollte ein großangelegter Angriff auf die Museumsdepots der DDR sein. Die Museen sollten auf einen Schlag Kunstgegenstände im Wert von 55 Millionen Valutamark für den Export bereitstellen. Das Vorhaben scheiterte unter anderem daran, dass die Museen die Zusammenarbeit verweigerten. Neue Warenquellen wurden erschlossen. Dazu gehörte nicht nur der systematische Aufkauf aus der Bevölkerung oder die Ausweitung des Warensortiments auf Altpflaster bis Zinnsoldaten. Auch die privaten Sammler rückten zunehmend ins Visier der Devisenbeschaffer. Viele der ostdeutschen Sammler verloren ihre Kunstsammlungen bis 1989 an den Staat. Mittel zum Zweck waren fiskalische Maßnahmen. Die Sammler und verbliebenen privaten Antiquitätenhändler wurden Opfer fingierter Steuerverfahren, an deren Ende die Übernahme ganzer Sammlungen durch die DDR-Behörden stand. Unkontrolliert über die Grenze verbracht, fand die heiße Ware aus dem Osten reißenden Absatz in Westeuropa und Übersee. Die Konferenz stellt den deutsch-deutschen Kunsttransfer in den Mittelpunkt und geht besonders auf die Situation der Sammler und die Rolle der Museen in der DDR ein. Zeitzeugen und Fachleute aus dem Kultur- und Wissenschaftsbereich werden dieses eher vernachlässigte Kapitel deutscher Kulturgeschichte diskutieren. Es wird auch zu fragen sein, wie mit dem zweifelhaften Erbe zukünftig umgegangen werden soll. Zwanzig Jahre nach der Herstellung der deutschen Einheit hat die Forschung hier nur eine kurze Wegstrecke zurückgelegt. Die Konferenz soll Anlass und Ausgangspunkt für eine breitere fachliche und öffentliche Auseinandersetzung sein.

Anmeldung und Information
Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien
Am Neuen Markt 8, 14467 Potsdam
Telefon 0331/ 280940, Fax 0331/ 2809450
moses@mmz.uni-potsdam.de

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