Das Museum Eberswalde zeigt das Werk des kommunistischen Malers Otto Nagel
Matthias Reichelt, in: Neues Deutschland, :
Eine kleine, aber feine Ausstellung mit Ölmalerei und Pastellkreidezeichnungen des Berliner Künstlers und Kommunisten Otto Nagel (1894 – 1967) ist momentan im Dachgeschoss des Museums Eberswalde zu sehen. Sie ist zusammengestellt aus dem Archivbestand der Akademie der Künste Berlin. weiterlesen…
»Otto Nagel: Menschensucher und Sozialist«, bis 2. April 2023, Museum Eberswalde
Vorweg möchte ich als Enkelin von Otto Nagel für den umfangreichen Artikel danken. Leider hat der Autor ohne wenn und aber einige Aussagen aus dem Katalog einfach übernommen: „Mythos des zur Untätigkeit verurteilten widerständigen Künstlers“ „keine Beteiligung am Widerstand Nagels und seiner russischen Frau Walentina Nikitina,[…], nachzuweisen“. Zur Eröffnung habe ich in einer Rede dem mit Fakten widersprochen. In der Gesprächsrunde der Autoren des Katalogs wurden so einige der Aussagen zur NS-Zeit relativiert – Nagel als Kommunist war schon gefährdet, aber als Künstler hat man ihn unbehelligt arbeiten lassen, so der Konsens.
Der Beleg für die Haft im KZ ist nur eine Akte: Reichssicherheitshauptamt, BArch R58/2204. Wie lange Nagel tatsächlich im KZ war, ist dieser Akte nicht glaubwürdig zu entnehmen. Laut Bundesarchiv ist der Bestand aus dem Reichssicherheitshauptamt größtenteils zerstört u.a. „Akten über Schutzhaftsachen durch Brand vernichtet (R 58/11398)“. Erschwerend ist der marginale Aktenbestand im KZ Sachsenhausen selbst. Die Nazis haben die Häftlingsakten sorgfältig vernichtet, wie ich auf Anfrage erfuhr. Somit ist eine exakte u. weiterführende Recherche gefragt!
Fakt ist: Otto Nagel war mehrmals, so auch 1936 /1937, im Gefängnis der Geheimen Staatspolizei, Prinz-Albrecht-Straße. Nagel blieb auch nach 1933 als Mitglied der KPD aktiv im Widerstand, dokumentiert im Lexikon „Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945, Band 5 L-O und in der Broschüre
„Widerstand in Wedding und Gesundbrunnen. Reihe Berlin Widerstand 1933–1945, Berlin: Gedenkstätte Deutscher Widerstand (S. 280–283, Autor ist der Historiker Hans-Rainer Sandvoß). Auch gehört Nagel zu den entarteten Künstlern. Selbst wenn aktuell nur 3 Werke in der Datenbank der Forschungsstelle “Entartete Kunst” zu finden sind. Zu beachten ist, dass die Datenbank nur 1937/38 in deutschen Museen beschlagnahmte Werke enthält (keine Werke, beschlagnahmt aus den Wohnungen der Künstler).