„Plattner baut doch am Jungfernsee“
Märkische Allgemeine vom 5.07.2012: „Mäzen gibt seine Pläne für ein Museum in der Stadtmitte endgültig auf, bleibt aber Potsdam treu.
Der Software-Milliardär Hasso Plattner hat gestern endgültig von seinem Vorhaben Abstand genommen, eine Kunsthalle am Standort des heutigen Mercure-Hotels zu errichten. Dies teilte er Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in einem offenen Brief mit (siehe unten). Stattdessen will der SAP-Gründer nun auf einem ihm eigenen Grundstück am Jungfernsee eine Halle für DDR-Kunst errichten. Die Stadtmitte kommt gar nicht mehr in Frage.
Vorausgegangen war der Entscheidung eine wochenlange, teilweise heftig geführte Debatte. Bereits Mitte Juni hatte Plattner einen Rückzieher vom Standort Mercure gemacht, konnte jedoch Dank einer von der Bürgerinitiative „Mitteschön“ organisierten Montagsdemo umgestimmt werden. In den letzten Tagen hatten sich allerdings namhafte Architekten dafür ausgesprochen, auch alternative Standorte am Lustgarten für die Kunsthalle in Erwägung zu ziehen und einen Architekten-Wettbewerb für den Bau auszuloben.
Dass der Standort Mercure jedoch hinter den Kulissen noch lange nicht in trockenen Tüchern war, begann sich bereits in den vergangenen Tagen abzuzeichnen. Nach MAZ-Informationen nahm der Hoteleigentümer, die Investment-Gesellschaft Blackstone, die Entscheidung über den Verkauf des Mercure-Hotels überraschend von der Tagesordnung. Eigentlich hätten bis zum 15. Juli Nägel mit Köpfen für den Verkauf gemacht werden müssen, doch die Frist war auf August vertagt worden.
Trotz des Rückzugs aus der Mitte beabsichtigt Plattner, wie geplant, vom 22. Juli bis zum 16. September eine Ausstellung mit Werken seiner DDR-Kunstsammlung im Kutschstall am Neuen Markt zu zeigen, hieß es gestern. Die im Aufbau befindliche Sammlung umfasst etwa 25 Arbeiten herausragender Künstler der DDR wie Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig und Arno Rink aus deren Schaffen vor und nach der Wende.
TV-Moderator Günther Jauch bedauert das Aus für die von Mäzen Hasso Plattner geplante Kunsthalle in Potsdams Stadtmitte zutiefst. „Eine solche Chance bekommt Potsdam nie wieder”, teilte der Wahl-Potsdamer heute mit. „Dieses Trauerspiel samt der verheerenden Außenwirkung wird die Stadt noch lange verfolgen”, so der Moderator.
„Ein städtebaulicher Schandfleck wäre verschwunden. Eine moderne Kunsthalle wäre erstanden. Eine großartige Sammlung hätte ihren würdigen Platz in der Mitte Potsdams gefunden. Und das alles geschenkt.” Jauch, selbst großer Förderer Potsdams – äußerte jedoch Verständnis für den Software-Milliardär Plattner. Zugleich befürchtet der Talkmaster weitreichende Folgen für die Landeshauptstadt: „Wer möchte da für Potsdam noch ebenso mutig wie großzügig mäzenatisch tätig sein?”, fragte er.“ weiterlesen