Wieland Förster – Plastiken & Strawalde – Malerei
Galerie KUNST-KONTOR, Bertinistrasse 16 B, 14469 Potsdam
13. Mai – 8. September 2012
pnn vom 23.5.2012: „„Sie sehen nur rote und gelbe Flächen und meinen das wäre abstrakt? Für mich ist das ein lebendiges Bild der Natur. Das ist wie eine Wiese, wo das Insekt von Blume zu Blume fliegt“, erklärt Jürgen Böttcher. Der Maler ist allerdings unter dem Namen Strawalde erheblich bekannter. Seit etlichen Jahrzehnten nennt er sich nach seinem Heimatort Strahwalde in der Oberlausitz. „Ich knete die Farben wie einen Kuchenteig, ich fahre mit den Fingern über die Fläche und hinterlasse tiefe Furchen im Bild“. Bildermachen ist für den Maler Strawalde keine Kopf- sondern eine Gefühlssache. Mit Kraft und Hingabe bannt er die Farbe auf die Leinwand.
Anlässlich des fünfjährigen Bestehens ihrer Galerie Kunst-Kontor vereint Friedericke Sehmsdorf die beiden Multitalente Strawalde und Wieland Förster in einer aktuellen Ausstellung. Während der Maler Strawalde nach einem Studium der Bildenden Kunst noch Regie studierte und zahlreiche, vorwiegend dokumentarische Filme drehte, blickt der Bildhauer Wieland Förster zudem auf ein umfangreiches literarisches Werk zurück. In der Galerie allerdings beschränken sich die beiden auf die bildende Kunst. Er sei immer wieder fasziniert von „dem Weiblichen, dem sich Entfaltenden“, bemerkt der Bildhauer. Seine „Kleine Sinnende“ hockt mit angezogenen Beinen und blickt versonnen auf den Boden, ihre volle Pracht entfaltet „Die Liegende“, hin gegossen auf einen schmalen Sockel. Mit dieser Ausstellung setzt die Galeristin einen Glanzpunkt in der Potsdamer Kunstlandschaft.
„Man glaubt es kaum, aber beide Künstler waren bisher noch in keiner Ausstellung vereint“, sagt Friederike Sehmsdorf. Zwar stammten beide aus der verblichenen DDR, wurden 1930 beziehungsweise 1931 geboren, haben in Dresden studiert und blicken auf ein enorm schaffensreiches Leben zurück, dessen Kreativität auch noch längst nicht ausgeschöpft sei. Dennoch habe es in den vergangenen Jahrzehnten grundsätzliche Unterschiede gegeben. Die politischen Ansichten der Künstler hätten sich im vormals verordneten Sozialismus deutlich unterschieden. Möglicherweise sei dies ein Grund für die bisherige Distanz der beiden Künstler zueinander, so die Galeristin.
Wieland Förster musste sich einer Verurteilung zu zehnjähriger Zwangsarbeit durch die sowjetische Besatzungsmacht wegen unerlaubtem Waffenbesitz beugen. Zwar wurde er nach vier Jahren begnadigt, aber danach war er endgültig schlecht zu sprechen auf Ideologien aller Art. Entsprechende Ausstellungsverbote folgten. Dennoch wurde Förster später zum Vizepräsidenten der Akademie der Künste Ost gewählt. Den späteren Bildhauer prägte schon früh eine deutliche Abneigung gegen staatlich verordneten Konformismus. Das hatte seinen Grund nicht zuletzt in der Missachtung, die der Linkshänder in der Schule erfuhr. Mit brutalen Schlägen auf die „schlechte Hand“ versuchte ein eingefleischter Nazi dem Jungen mit der „Judennase“ den rechten Weg zum „deutschen Volk“ zu weisen. Die überlangen blonden Haare trugen ein weiteres zum Außenseitertum Försters bei, wiesen ihn aber immerhin als Arier aus. Förster beschreibt Kindheit und beginnende Jugend im seinem Buch „Seerosenteich“. Die bilderreiche, lebendige Sprache, der Witz und die feine Beobachtungsgabe des Bildhauers, der ansonsten mit schwerem Metall und gewichtigen Bronzen hantiert, erstaunt. Förster entwirft auf nur wenigen Seiten ein überaus facettenreiches Panorama seiner Jugendzeit unter den Nationalsozialisten und setzt seiner schwer arbeitenden, allein erziehenden Mutter ein achtungsvolles Denkmal. Die menschliche Figur, die Achtung vor dem einzelnen und die Hingabe an „das Weibliche“ prägen sein Schaffen.“ weiterlesen
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