Blauweiß ist die „Sehnsucht zurück […] und weit nach vorn die Hoffnung ins Bessere“ – „Romantischer Realismus“: Die Landschaftsmalerei Wolfgang Mattheuers und Romantikrezeption in der DDR
Einladung zum Abendvortrag von Anja Hertel (Leipzig)
Mittwoch, 30. November 2011, 19 Uhr, Einlass 18.30 Uhr
Albertinum, Hermann-Glöckner-Raum, Eingang Georg-Treu-Platz, Dresden
Der 24. November 1974 war ein wichtiges Datum für Dresden: An diesem Herbsttag eröffnete die erste Caspar-David-Friedrich Retrospektive nach 1945 in der DDR. Ein besonderes Ereignis! Denn bis zu diesem Zeitpunkt war es dem ostdeutschen Publikum selten möglich gewesen, die Malerei der Romantik vor Originalen kennen zu lernen: Die Epoche galt als eines der Tabu-Kapitel in der frühen DDR.
Aber im Dresdener Albertinum wurden nicht nur Friedrichs Werke gezeigt, sondern parallel dazu – in drei benachbarten Räumen – um die 300 Gemälde und Grafiken des Leipziger Malers Wolfgang Mattheuer. Initiator dieser Gegenüberstellung eines Romantikers mit einem Gegenwartskünstler war Joachim Uhlitzsch, damaliger Direktor der Gemäldegalerie Neue Meister.
Die Parallelausstellung mit Caspar David Friedrich rückte den Fokus auf die Landschaftsgemälde Mattheuers. Waren bisher eher Figurenbilder wie „Kain“ oder „Die Ausgezeichnete“ Gegenstand angeregter Publikumsdiskussionen gewesen, richtete sich das Interesse der Kunstkritik nun auf die Landschaft und ihre Sinnebenen. Landschaft als Bedeutungsträger – in der Malerei der DDR spielte dieses romantische Konzept eine besondere Rolle, um auch politischen Gedanken einen Raum zu geben. Horizonte weiten den Blick, überwinden Grenzen und fordern zu ihrer Überschreitung auf.
Der Vortrag zeigt dies anhand von Beispielen aus dem Bestand der Dresdner Galerie Neue Meister.
Anja Hertel, 1980 in Werdau geboren, studierte Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Leipzig. Ab 2004 studentische, dann bis 2006 wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Kunstgeschichte Leipzig: Lehrauftrag und Projektleitung „Digitale Medien in der Kunstgeschichte“. Dissertationsschrift „Wolfgang Mattheuer. Die politische Landschaft“ bei Prof. Dr. Frank Zöllner (eingereicht). Mitwirken an zahlreichen Projekten zu W. Mattheuer: Vorträge und Publikationen für die Galerie Schwind/Leipzig, das Vogtlandmuseum Plauen, das Museum der bildenden Künste Leipzig und die Kunstsammlungen Chemnitz.