Impressionen einer Großstadt
Rathaus Rüdersdorf, Hans-Striegelski-Straße 5, 15562 Rüdersdorf bei Berlin
ab 8. November 2011 – 31. Januar 2012
BlickPunkt vom 2.11.2011: „In die Werke der DDR-Künstlerelite kann ab dem 8. November im Rathaus in Rüdersdorf eingetaucht werden. Eröffnet wird eine Ausstellung mit Werken unter anderem von Walter Womacka, Wolfgang Leber, Fritz Cremer, Eva und Hans Vent, Sylvia Hagen, Harald Metzkes,Walter Herzog und Harald Kretschmar, die in Bildern ihre ganz eigene Sicht auf die Stadt Berlin der 70er und 80er Jahre spiegeln. Eröffnet wird die Ausstellung am 8. November um 15.00 Uhr im Rathaus in der Hans-Striegelski-Straße 5. Besichtigt werden können die Arbeiten dann zu den Öffnungszeiten des Bürgerbüros: Montag, Mittwoch und Donnerstag von 9.00 bis 17.00 Uhr, Dienstag von 9.00 bis 19.00 Uhr und Freitag von 9.00 bis 15.00 Uhr.“
Die Ausstellung mit Kunst aus der DDR wird ein voller Erfolg!
Vielen Dank, dass Sie schon an den ersten Tagen so zahlreich erschienen sind.
Wir möchten Sie einladen, sich einen ganz eigenen, individuellen Blick für die hier ausgestellte Kunst in der DDR, zu schaffen.
Berlin war die Hauptstadt der DDR und ist wieder die Hauptstadt der ge¬samten Bundesrepublik Deutschland und das durch Rüdersdorf –Warum? Darauf komme ich später zurück….
Die ausgestellten Gemälde, Zeichnungen und Graphiken aus den 70er und 80er Jahren schlagen einen Bogen von Hoffnung und Aufschwung nach dem 8. Parteitag der SED in den 70ern und einen immer schneller werdenden Niedergang in den 80ern. Der Untergang folgte bekanntlich Ende 1989.
Nach 22 Jahren die länger dauerten, als die Hälfte der gesamten DDR-Existenz, haben wir uns entschlossen, genau hier in Rüdersdorf diese Ausstellung zu realisieren und ihr eine ganz besondere Note zu geben.
Rüdersdorf hat für den Aufbau Berlin` s die Baustoffe geliefert und damit die Voraussetzung geschaffen, dass die Stadt nach den entsetzlichen Zerstörungen des 2. Weltkrieges wieder erblüht ist und hauptstadttauglich wurde.
Der Preis dafür war hoch und forderte u.a. die Austrocknung des Heinitzsees, permanente Dunstglocken und extreme Staubbelästigungen über dem Ort, sowie die Zerschneidung des historischen Zentrums durch den Bau einer Straße.
Heute ist Rüdersdorf schöner denn je und es macht Spaß hier zu sein. Ein Bürgermeister, der die gewachsene Kultur von Rüdersdorf achtet und nicht Denkmäler einfach abreißt, sondern respektiert, der weiß, daß Ihr Kulturhaus ein besonderes Kulturhaus ist, nämlich ein Symbol des Aufbaus und der Lebensfreude der Bürger von Rüdersdorf nach dem 2. Weltkrieg – das hat mich beeindruckt und hat Lust gemacht, diese Ausstellung hier im Rathaus zu installieren. Der Maler Ernest E. Reutter hat den Rüdersdorfer Kalkbrennern mit dem Portrait eines Arbeiters ein Denkmal gesetzt. Das Bild können Sie in der 3. Etage besichtigen.
Die ausgestellten Werke stammen zum größten Teil aus Privatbesitz. Fast alle Bilder mit einem bordaux farbenen Rahmen befanden sich in einem abgerissenen West-Berliner Nobelhotel und landeten im Müllcontainer. Sie wurden in einer Nacht- und Nebelaktion vor der Vernichtung gerettet und sind nach teilweiser Restaurierung hier wieder ausgestellt.
Weitere Arbeiten erhielten wir von den Leihgebern: Berliner Graphikpresse, Steindruckerei Liebsch Altlandsberg und von der Nachlassverwalterin Frau Maria Hartwig.
Ihnen gilt mein Dank.
36 Künstler der DDR, wie Walter Womacka, Wolfgang Leber, Fritz Cremer, Eva und Hans Vent, Sylvia Hagen, Harald Metzkes, Karl Hartwig, Walter Herzog, Harald Kretschmar u.v.a.m. spiegeln in ihren, hier ausgestellten Werken eine ganz eigene Sichtweise auf die Stadt Berlin und auf die aktuelle, politische Situa¬tion der 70er und 80er Jahre wieder.
Ich möchte Sie bitten, auch zwischen die Zeilen und Symbolik dieser Werke zu schauen, denn das war die markanteste Ausdrucksform zur Übermittelung von Botschaften, außerhalb des offiziellen politischen Establishments oder ein¬fach nur Lebensfreude.
Natürlich fehlt auch die Erotik nicht und möchte Sie auf ein inoffizielles Kartenspiel aufmerksam machen, da sich im Bürgeramt befindet und bestimmt für unterschiedliche Reaktionen sorgen wird.
Auch die Künstler der DDR nahmen sich gern selbst auf die Schippe und nahmen dabei die ganze DDR-Führung mit.
Erleben Sie diese Zeit der Hoffnung, der Lebensfreude und des beginnenden Niedergangs der sich langsam selbst zerstörenden Gesell¬schaftsform – DDR.
Bei der Betrachtung der in der DDR entstandenen Kunst fällt auf, in welcher hervorragenden Qualität grafische Arbeiten vertreten sind.
Wir möchten alle Besucher einladen, sich einen ganz eigenen, individuellen Blick für die hier ausgestellten Werke zu schaffen.
Bis zum 31.Januar 2012 verbleibt die Ausstellung in Rüdersdorf und wandert dann nach Stade in Niedersachsen, Dresden und Ferch bei Potsdam.
HERZLICH WILLKOMMEN!
Michael Wiedemann
Kurator