Ein Gesprächsband mit dem Maler Ronald Paris
Mitteldeutsche Zeitung.de vom 7.08.2012: „Wallender Rauschebart, große Brille, zerfurchte Stirn und Kappe auf dem Schädel: Einzig die Zigarre will nicht zu dieser Ernst-Fuchs-Paraphrase passen, mit der Ronald Paris, DDR-Wandbild- und Staffeleimaler, Zeichner, Porträtist und späterer Kunstprofessor an der halleschen „Burg“, eine zumindest phänotypische Nähe zu dem Wiener Surrealisten sucht. So ist er auf dem Gesprächsband abgebildet, den das „Neue Deutschland“ im Verlag Das Neue Berlin dem bald 79-Jährigen zu Ehren heraus gebracht hat.
In der Attitüde vereinen sich der Genussmensch und der Kunst-Weise, der wie im Titel „wahr und wahrhaftig“ spricht. Und das auf rund 200 Seiten, die Bild-Seiten nicht mitgezählt, im Gegenüber mit Karlen Vesper-Gräske, Kulturredakteurin des „Neuen Deutschlands“. Das kritische Ausloten einer Künstlerkarriere unter DDR-Vorzeichen ist an dieser Adresse nicht zu erwarten, vielmehr darf der Schöpfer von „Lob des Kommunismus“, „Unsere Welt von morgen“ oder „Triumph des Todes, Triumph des Lebens“ die Summe seines Schaffens für seine Verehrer, Sammler und Schüler ausbreiten.
Lebhaft geht es dann zu, wenn Paris etwa Porträtsitzungen schildert, mit der Theaterlegende Ernst Busch („Wie eine kalte Dusche“) oder mit Wolf Biermann („fing an, den alten Kaffee aufzuwärmen“). Sonst aber kreist Paris viel um Einflüsse, Methoden, Vorbilder, und um Weltpolitik und seine Rente, doch vieles wirkt angelesen oder vorhersehbar bis zur Binsenweisheit („Stetes Üben ist wichtig“, „Es malt sich nichts von allein“).
„Ich lebte und arbeitete real in einer sozialistisch deklarierten Gesellschaft und versuchte mich einzubringen als Künstler.“ Die Pose von Bescheidenheit und Politikferne überdeckt Paris‘ 13-jähriges Mitwirken in Zentralvorstand und Präsidium des DDR-Künstlerverbands, ein Umstand, der in beiläufiger Erwähnung untergeht.
Das „Sich Einbringen“ forscht nicht nach Mechanismen der Macht, wie die Antwort des Malers auf eine Frage zu den Dresdner „Großen Kunstausstellungen“ erhellt. Staatlich organisiert? Nein, „von den Künstlern selbst“. Ronald Paris als Verbandsfunktionär hätte den Sitz im Vorstand für den Abteilungsleiter aus dem Kulturministerium erwähnen können, aber staatliche Einflussnahme auf das Kunstgeschehen zu diskutieren, ist kein Gegenstand des Gesprächs.“ weiterlesen
Ronald Paris stellt sein Buch vor: Sonntag, 12. August, 11 Uhr, Willi-Sitte-Galerie in Merseburg. Zugleich Finissage der Ronald-Paris-Ausstellung