Bernhard Heisig. Selbst und Trompete. Späte Bilder und Zeichnungen
GALERIE BERLIN, Augustsr. 19, 10117 Berlin
31. März – 9. Juni 2012
Märkische Allgemeine vom 2.4.2012: „Dreizack, Orden, gebieterische, gleichwohl abwartende Körperhaltung, rechte Hand am Gesicht: Friedrich der Große. Pompös preußisch eröffnet die kleine Ausstellung, mit der Rainer Ebert und Rüdiger Küttner in ihrer Galerie Berlin einmal mehr an den Künstler Bernhard Heisig erinnern wollen.
Der war am 10. Juni 2011 im havelländischen Strodehne verstorben. 87 wäre er vorgestern, am Tag der Vernissage, geworden. Viele Wegbegleiter, Freunde, Familie waren in die Galerie nach Berlin-Mitte gekommen. Und registrierten an zahlreichen Beispielen beeindruckt, wie sehr Heisig sich in seinen letzten Lebensjahren, die auch trotz schwerer Krankheit noch intensive Schaffensjahre waren, künstlerisch verändert hat. „Das Tolle ist, dass er eine neue Malerei begonnen hat“, schwärmte Rüdiger Küttner. Malerischer seien Heisigs Werke der letzten Jahre geworden, auch ein Stück weit abstrakter. Etwas, das sich gar in der Serie der Friedrich-Bildnisse nachvollziehen lässt: Figürlich sind sie zwar, gleichwohl von faszinierender Gesichtslosigkeit und doch so eindeutig als Alter Fritz identifizierbar. „Eigentlich“, sagt Küttner über die jüngsten Werke Heisigs, „ist das der modernere Heisig“.
1925 in Breslau geboren, muss, will er als 17-Jähriger in den Krieg ziehen. Er wird verletzt an der Westfront, überlebt die Ardennenschlacht, kehrt im Dezember 1944 zurück in seine Heimatstadt , als Mitglied der Waffen-SS wird er in die Kämpfe um die „Festung“ Breslau involviert. Der Krieg, schrieb der Schriftsteller Christoph Hein mal über Heisig, sei dessen „eigentliches Lebensthema“ gewesen. Er war kein kühler Dokumentarist, wenn er die großen Themen des 20. Jahrhunderts in seiner Kunst verarbeitete, sondern einer, dem das Leid des eigenen Erlebens den Pinsel führte.
Nach Strodehne kamen Heisig und seine Frau, die Malerin Gudrun Brüne, 1992. Doch während anderen Zuzüglern die weite Eintönigkeit der havelländischen Landschaft zur inneren Einkehr, zur Ruhe verhilft, hat sie ihn, im Gegenteil, beinahe herausgefordert: Dynamik, Wildheit, Energie in unglaublichen, kräftig-flirrenden Farben prägen auch noch seine letzten Arbeiten, Blumenbildnisse, Theaterimpressionen, Friedrich-Variationen, Selbstporträts. „Toll“, sagte eine junge Berlinerin fasziniert während der Vernissage, „aber selbst seine Stillleben sind zutiefst verstörend.“ So wirkt er nach, mit all der Kraft, die er in seine Kunst steckte. Die an ihm reizte und den Betrachter zugleich mit Scheu behaftete. Bernhard Heisig, hin und wieder noch immer nur als „DDR-Künstler“ verschlagwortet, war zuallererst, das betonte Altbundeskanzler Helmut Schmidt in seinem Nachruf auf Heisig vehement, „ein sehr deutscher Maler“.“ weiterlesen
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