Heidrun Hegewald. Malerei und Graphik
Galerie des Städtischen Museums, Löwenstraße 4, 15890 Eisenhüttenstadt
bis 5. Februar 2012
junge Welt vom 31.1.2012: „Heidrun Hegewald ist immer noch – in Bild und Wort – oft unverstanden, weil unüblich weitsichtig. Noch dazu widerständig, oft an der Seite von Menschen, deren Blick ähnlich kritisch und deren Gedanken konträr zu denen der Herrschenden sind. Da springt die unterschiedliche Finanzierungsbereitschaft ins Auge für eine elf Millionen teure Wiederherstellung des Grusels der Berliner Normannenstraße und die anscheinend nicht vorhandene fürs Aufbringen der zehn erforderlichen zur Sanierung der Frankfurter Straße 23, in der die Burg Beeskow gelegen ist, wo DDR-Kunst Asyl gefunden hat.
Mit Heidrun Hegewald hat all das in doppeltem Sinne zu tun: In Eisenhüttenstadt läuft eine umfangreiche Personalausstellung mit 53 Arbeiten – entstanden zwischen 1980 und 2011. Zur Eröffnung am 17. Dezember war es übervoll, und die Künstlerin hörte viel Anerkennung, nicht nur vom Laudator, Peter Michel, vor allem auch von ihrem Publikum. Die Märkische Oderzeitung berichtete beeindruckt, die UZ druckte Auszüge aus der Laudatio. Zur Vernissage gab es auch Prominenz, denn die Künstlerin hatte laut über eine Schenkung ihres – hoffentlich sehr viel – späteren Nachlasses an die Sammlung der Burg Beeskow reflektiert, so waren deren Direktor, war der Bürgermeister von Beeskow und auch die Kulturdezernentin bei der Kreisverwaltung gekommen. Nun sieht Artikel 35 des Einigungsvertrages von 1990 vor, daß die kulturelle Substanz im übernommenen Gebiet keinen Schaden nehmen darf; es ist auch vom eigenständigen und unverzichtbaren Beitrag von dessen Kunst und Kultur die Rede. Sollte es tatsächlich keine Verbesserung der konservatorisch erforderlichen Depotsituation in Beeskow geben, wäre nicht nur gefährdet, was zur Zeit dort lagert, sondern jeder Neuzugang fahrlässig …
Es ist symptomatisch für den Zustand dieser Gesellschaft, daß, wer über die Ausstellung eines bedeutenden künstlerischen Werks schreiben will, sich mit ideologisch nicht unberührtem Finanzgebaren auseinanderzusetzen hat. »Die Ungeheuer gebieten der Vernunft Schlaf« – dieses Wortspiel eines Freundes auf Goyas Titel wurde der Hegewald Motiv zweier Arbeiten, zierte auch die Ausstellungseinladung. Dieser Titel paßt auch zum Gezerre ums Bewahren von DDR-Kunst und dem Werk von in der DDR sozialisierten Künstlerinnen. Der weibliche Plural ist umso mehr berechtigt, als die Frauen noch stärker in Verdeckung gestellt sind als ihre männlichen Kollegen.“ weiterlesen