30 Jahre KuK Gera: Lebendige Formen in totem Gestein
Das Geraer Kultur- und Kongresszentrum feiert sein 30-jähriges Bestehen. Ein guter Grund, die 450 Quadradmeter große Kalkstein-Collage „Lied des Lebens“ im Inneren des Baus wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
OTZ.de vom 24.09.2011: „Gera. In der Nacht vom 5. zum 6. September 1981 wurde die Montagerüstung für die Foyerwand im Haus der Kultur in Gera entfernt. „Rigorosum“ nannte der Bildhauer und Leiter des damaligen Künstlerteams, Professor Jo Jastram aus Rostock, den Augenblick, als nach 20 Monaten Arbeitszeit das Kalkstein-Relief „Lied des Lebens“ erstmals im Ganzen zu sehen war und alle Beteiligten sich die Frage stellten: Kann das in kleinem Maßstab Vorgedachte auch in der Wirklichkeit bestehen? Als am 2. Oktober 1981, wenige Tage vor dem 32. Geburtstag der DDR, die Eröffnung des Hauses der Kultur in Gera gefeiert wurde, waren die Menschen von dem überdimensionalen Kunstwerk im Foyer überwältigt. Auch heute noch hat es nichts von der Faszination verloren, ja sogar solch kunsthistorischen Wert, dass es Überlegungen gibt, diesen Bildteppich unter Denkmalschutz zu stellen.
Jetzt, da sich die Eröffnung des Musentempels im Stadtzentrum zum 30. Mal jährt, wird auch die Kunst im Inneren wieder mehr ins Blickfeld gerückt. Es lohnt, sich Zeit zu nehmen, die Detail des Reliefs zu erkunden, die Handschriften der Bildhauer zu lesen und von der Entstehungsgeschichte zu erfahren. „Eine tolle und aufregende Zeit. Wir haben gemeinschaftlich gearbeitet, sogar zusammen gelebt. Ganz im Gegensatz zur heutigen totalen Vereinsamung der Künstler. Und wir haben tatsächlich unsere Vorstellungen vom Endergebnis umsetzen können“, blickt Karl-Heinz Appelt zurück. Der heute 71-jährige Bildhauer aus Kahla, mit Atelier in Leipzig, hat die Grundstruktur der Wand entwickelt und ist mit drei Arbeiten und seinen Türgriffen im Kultur- und Kongresszentrum (KuK) vertreten.
Schon 1976, zwei Jahre vor Baubeginn des Hauses – seinerzeit ein Schwarzbau – gab es die erste Arbeitsgruppe zur bildkünstlerischen Gestaltung des Foyers unter dem Geraer Maler und Grafiker Eberhard Dietzsch. Damals gingen die Gedanken Richtung Malerei, die das Innere des Hauses zieren sollte. Doch die ersten konzeptionellen Entwürfe wurden vom Auftraggeber verworfen und im Januar 1978 eine weitere Arbeitsgruppe unter Joachim Kuhlmann, damals Bildhauer in Jena, seit 1983 wohnhaft in Darmstadt, gegründet. Er, der sich damals von der Malerei zur Steinbildhauerei entwickelte, entschied sich mit seinem Konzept für ein Mosaik aus Naturstein mit plastischen Strukturen.“ weiterlesen