Rez. Ex: Kunst und Kalter Krieg
Im Ganzen stellt die Ausstellung eine beeindruckende, in ihrer Intensität und Dichte kaum irgend sonst anzutreffende Einführung in über 40 Jahre deutsch-deutsche Kunstgeschichte dar. Dass man die Ausstellung als Zeithistoriker gleichwohl etwas unbefriedigt verlässt, liegt an der Unterbelichtung des Kalten Krieges. Denn was hier unter dieser Überschrift geboten wird, ist bei näherer Betrachtung vor allem eine Geschichte der deutschen Teilung und ihrer Verarbeitung in der Kunst. Doch in dieser doppelstaatlichen Konkurrenz ging der Kalte Krieg nicht auf, und er erschöpfte sich auch nicht in der Aushandlung von Feind- und Selbstbildern. (Marcus M. Payk)
Das Bemerkenswerte der Ausstellung ist, dass hier und da Dialoge heraufbeschworen werden, die strenggenommen keine sind und dennoch neue Perspektiven der Betrachtung eröffnen. Die echten Gespräche, etwa zwischen Penck und Immendorff, oder die Grenzgänge von Richter, Baselitz, Penck und anderen sind interessant, aber auch schon gut dokumentiert. Spannender sind die neu kreierten Dialoge – etwa Hans Haackes Auseinandersetzung mit dem Kunstsammler Peter Ludwig in Formen der sozialistischen Plakatgestaltung („Weite und Vielfalt der Brigade Ludwig“, 1984), womit olfaktorisch die „Schokolöwen“ von Dieter Roth korrespondieren, oder Lutz Dammbecks „Nibelungen“ (1986–1988), mit denen er in schärferer Weise als seine westlichen Kollegen den RAF-Terrorismus kritisch reflektiert. (Ruth Heftrig)
Ausstellungs-Rezensionen zu: Kunst und Kalter Krieg 28.05.2009-06.09.2009, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, in: H-Soz-u-Kult, 22.08.2009, von Marcus M. Payk: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezausstellungen&id=114> und Ruth Heftrig: <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezausstellungen&id=115>.